Arbeitsplatz Jugendtrainer bei Gern

Interview mit den Trainern einer E- und D-Jugend-Mannschaft
Arbeitsplatz Jugendtrainer bei Gern

Arbeitsplatz Jugendtrainer bei Gern

Interview mit den Trainern einer E- und D-Jugend-Mannschaft

Oft werden sie gelobt, manchmal von ihren Spielern geliebt und bewundert, manchmal auch kritisiert: Bei der FT Gern arbeiten derzeit über 50 Jugendtrainer, die von den Bambini bis hin zu den A-Junioren alle Altersklassen betreuen. Sie leisten großartige Arbeit, die viel mehr umfasst, als den Jungs einfach nur beizubringen, wie man guten Fußball spielt. An dieser Stelle sollen zwei dieser Trainer selbst zu Wort kommen um darzustellen, wie sie den Arbeitsplatz Juniorentrainer bei der FT Gern sehen.

Zunächst mal vielen Dank, dass ihr euch Zeit für dieses Gespräch genommen habt. Vielleicht beginnen wir mit der Frage, wie lange ihr schon als Jugendtrainer arbeitet.

Franz: Ich habe früher schon Junioren in anderen Vereinen trainiert. Bei Gern bin ich jetzt seit ungefähr eineinhalb Jahren und habe damals die F-Junioren übernommen, ein großartiges Team, mit dem ich schon viele Erfolge gefeiert habe.

Felix, man sieht es dir nicht an, aber du bist bereits ein alter Hase in diesem Geschäft.

Felix: Stimmt. Ich bin seit 1997 Mitglied im Verein und seit 2005 Trainer, letztes Jahr bin ich für meine zehnjährige Trainertätigkeit ausgezeichnet worden. Meistens fällt mir gar nicht auf, wie lange ich das schon mache. Aber wenn ich ehemalige Spieler von mir treffe und die bereits einen Kopf größer sind als ich, dann wird mir das wieder bewusst.

Ich nehme an, ihr habt früher selbst Fußball gespielt?

Felix: Ja genau, ich habe in der F-Jugend von Gern angefangen und war seitdem nie in einem anderen Verein. Als ich in der C-Jugend gespielt habe, hat die Jugendleitung Trainer für die neue 2000er-Mannschaft gesucht, für die Bambini also. Zusammen mit zwei Mannschaftskameraden habe ich mich gemeldet und seitdem bin ich irgendwie dabeigeblieben. Schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass mir das Trainieren wichtiger ist, als selbst zu spielen. Deswegen bin ich schon seit längerer Zeit nicht mehr selbst aktiv.

Franz: Ich muss zugeben, dass ich nie ein besonders guter Spieler war. Aber ich habe immer sehr gern gespielt. Die großen Freizeitturniere der AZ haben sehr viel Spaß gemacht. Ich war also eher ein Freizeitkicker, und mein erstes Ligaspiel habe ich mit sage und schreibe 40 gemacht. Ich weiß, das glaubt mir keiner, wenn ich das erzähle. Aber es ist wirklich so.

Na ja, gute Trainer waren bekanntlich selten gute Spieler in ihrer aktiven Zeit. Kommen wir zur Gegenwart: Was schätzt ihr, wie viel Zeit ihr durchschnittlich für den Trainerjob aufwendet?

Felix: Puh, das ist schwer zu sagen. Rechnet man rein die beiden Trainingseinheiten pro Woche und die Spielzeit am Wochenende, dann kommt man auf knapp vier Stunden. Aber das ist total unrealistisch. Der Trainer kommt immer als Erster und geht als Letzter, die Trainingseinheiten müssen geplant und vorbereitet werden, man muss sich um die Kommunikation mit den Eltern kümmern, tauscht sich mit dem Co-Trainer und anderen Kollegen aus etc. Müsste ich schätzen, wären es wohl mindestens acht Stunden in der Woche, also ein ganzer Arbeitstag.

Franz: Stimmt, was der Felix sagt. Auch ich habe nie ausgerechnet, wieviel Zeit mich die Trainerarbeit kostet. Genau genommen ist es ja keine Arbeit, wenn man sich damit beschäftigt, aus ein paar talentierten Jungs eine Mannschaft zu formen, sondern ein Hobby. Und da rechnet man einfach nicht nach, was das alles kostet. Entscheidend ist, dass es Spaß macht. Und mir macht es großen Spaß, vor allem auch, seit mein großer Sohn, der Leo, mein Co-Trainer ist. Im Augenblick mache ich gerade meinen C-Schein für Junioren. Außerdem versuche ich, mit den Eltern auch unabhängig von den Trainings- und Spielzeiten Kontakt zu halten, das ist mir sehr wichtig. Das alles kostet Zeit, aber die ist gut investiert, meine ich.

Das führt direkt zur nächsten Frage: Wo seht ihr die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Franz: In einer E-Jugend-Mannschaft sind zwischen 11 und 14 Spieler, der Kader ist unterschiedlich groß bei den verschiedenen Teams. Da ist es selbstverständlich, dass Spieler mal ein Spiel aussetzen müssen oder als Einwechselspieler nicht so häufig eingesetzt werden wie andere, wie es bei den Erwachsenen eben auch ist. Worauf es mir besonders ankommt, ist, allen Jungs die Sicherheit zu geben, dass sie gebraucht werden, dass sie genau so wichtig für die Mannschaft sind wie zum Beispiel die Torjäger, auch wenn sie mal nicht zum Zuge kommen. Das ist nicht immer einfach, aber wenn das nicht gelingt, ist die Stimmung im Team kaputt, und wenn die Motivation nicht stimmt, stellt sich auch der sportliche Erfolg nicht ein.

Felix: Ich glaube, man darf nicht den Fehler machen, die Arbeit nur als eine sportliche zu begreifen, wie Franz bereits gesagt hat. Natürlich kommen die Kinder in den Verein, um Fußball zu spielen und um besser zu werden. Jeder will gewinnen und Meister werden. Aber wir arbeiten mit Kindern und nicht mit Profis. Aus meiner Sicht ist es das Wichtigste, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie ernst genommen werden, und wir das Training nicht für uns selbst machen, sondern für sie. Das geht nur, wenn man auf Augenhöhe mit den Kindern kommuniziert und sie in den Mittelpunkt stellt. Das Sportliche sollte immer erst danach kommen.

Man kann heraushören, dass es nicht immer einfach ist, Trainer einer Jugendmannschaft zu sein. Wo seht ihr persönlich die größten Schwierigkeiten? Habt ihr schon mal daran gedacht, alles hinzuschmeißen?

Felix: Oft ist es schwierig, die verschiedenen Ansprüche an den Trainer unter einen Hut zu bringen: Man will am Wochenende gewinnen, am besten noch schön spielen, gleichzeitig aber auch jeden Spieler gleich oft einsetzen, langfristig planen, für eine gute Atmosphäre sorgen, in jeder Situation ein guter Ansprechpartner und Ratgeber sein und natürlich auch ein gutes Verhältnis zu den Eltern pflegen. Ich glaube, viele Menschen unterschätzen, was ein Trainer alles leisten muss. Da macht man zwangsläufig mal Fehler. Daher muss man sich bewusst sein, dass nicht immer alles klappen kann. Sich das einzugestehen, ist nicht immer ganz einfach. Aber hinschmeißen würde ich nie und ich habe auch noch nie daran gedacht.

Franz: Seit ich Trainer bei Gern bin, nein, im Gegenteil! Was der Felix gerade gesagt hat über die verschiedenen Aufgaben eines Jugendtrainers, trifft natürlich auf mich genauso zu. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich früher auch bei anderen Vereinen trainiert habe, aber unter ganz anderen Bedingungen. Bei einem Münchner Verein, den ich hier nicht namentlich nennen will, war es am Ende so, dass ich gleichzeitig F- und E-Junioren trainiert habe. Das kann natürlich nicht funktionieren. Bei Gern ist das ganz anders.

Das ist genau das Stichwort für meine nächste Frage: Findet ihr ausreichend Unterstützung durch den Verein?

Felix: Absolut! Was meinst du, Franz?

Franz: Ich habe ja einen Vergleich mit anderen Vereinen. Und da muss ich sagen, dass ich bei Gern eine vorbildliche Unterstützung habe. Das ist neben den Jungs aus meiner Mannschaft der Hauptgrund, warum die Arbeit hier Spaß macht. Ich muss als Trainer der E2 manchmal einen Spieler an die E1 abgeben, wie jetzt gerade zu Beginn der Saison. Das ist einerseits schade, weil es natürlich eine Schwächung des Teams darstellt, aber andererseits ist es interessant zu sehen, wie andere Spieler die entstandene Lücke schließen und plötzlich Fähigkeiten entwickeln, die bisher verborgen waren. Aber das ist überall so, nicht nur bei Gern. Mit der Unterstützung des Vereins bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden.

Felix: Ich sehe das auch so. Wir Trainer stehen nur in der ersten Reihe, dahinter unterstützten uns die Jugendleitung und das Präsidium. Die Trainer können sich fast ausschließlich um ihre eigene Mannschaft kümmern, weil alles andere schon erledigt ist. Wir müssen froh sein, dass wir im Verein so viele ehrenamtliche Helfer haben, die uns den Rücken freihalten.

Nach so viel Lob für den Verein nochmal zurück zu euch persönlich: Was würdet ihr sagen, ist euer größter Erfolg in diesem Job?

Franz: Ich könnte jetzt den fünften Platz bei dem großartigen Hallenturnier in Innsbruck nennen, wo einer unserer Spieler zum besten Stürmer des Turniers gewählt wurde. Oder anführen, dass wir noch nie zu Hause verloren haben, seit ich die Mannschaft übernommen habe. Highlights dieser Art gibt es viele. Aber den größten Erfolg sehe ich in der positiven sportlichen und sozialen Entwicklung meiner Jungs.

Felix: Ich möchte kurz und schmerzlos antworten: Mein größter Erfolg ist, dass meine Spieler gerne zu mir ins Training kommen.

Das ist ein gutes Schlusswort von euch beiden. Dann bleibt nur noch, euch nochmal dafür zu danken, dass ihr euch die Zeit für dieses Gespräch genommen habt!

Das Gespräch führte Klaus Nau